Für die Stadt da sein!


Suchet der Stadt Bestes, dahin ich euch habe wegführen lassen,

und betet für sie zum Herrn; denn wenn’s ihr wohlgeht,

so geht’s auch euch wohl.

(Jeremia 29,7)




Nichts ist mehr so, wie es war! Alles futsch.  Aus der Heimat vertrieben, keiner wurde gefragt, ob er das wollte. Angesiedelt in einer fremden Gegend, einer völlig anderen und noch dazu gottlosen Kultur. Egal wohin man sieht, alles ist anders. Fremde Gesetze, unbekannte Gewohnheiten, ständig fällt man als Ausländer auf - schlimmer noch, als Besiegter, als Gefangener. Alle zeigen mit dem Finger auf einen.

Gott, warum hast du das zugelassen? Was soll ich hier, ich will nach Hause! In meine Heimat, zu  meinesgleichen, zu meiner Gemeinde, meinen Nachbarn, meinen Freunden - was mache ich hier überhaupt?

Dabei hatten sie es sich ehrlich verdient, die Israeliten, als sie aus ihrem Land, ihrer Heimat und schlimmer noch: dem Land der Verheißung vertrieben wurden,  weil sie über Generationen hin nicht mehr nach ihrem Gott gefragt hatten, wohl wissend, dass von Anfang an klar war, dass das nur Verlust der Heimat bedeuten konnte.

Jetzt hatten sie den Salat. Selbst schuld! Vielleicht hätten sie Gott doch ernst nehmen sollen, sich nicht einreden dürfen, dass Gott es nicht so weit kommen lässt?

Mitten hinein in das Gericht, in die Verzweiflung, in die Fremde, hören sie nun das Wort ihres Gottes. Ja, sie hören es, hier im Ausland, weit weg von der Heimat. Wann hatten sie wohl dort zuletzt Gottes Wort ernsthaft gehört?

Und sie hören Worte, die nicht zu ihrer Vorstellungswelt: passen  Richtet euch in der Fremde ein. Sie ist jetzt eure Heimat. Arbeitet, baut euch eure Existenz auf, gründet Familien, feiert, seid fröhlich. Und vor allem geht nicht in Oppositon zu euren Besiegern! Werdet Teil der Gesellschaft. Bringt euch ein. Zeigt, wie ihr als Volk des lebendigen Gottes in einer Welt lebt, die diesen Gott nicht kennt.

Mischt euch ein in die Politik. Helft, wo Not ist, bemüht euch, eure Stadt so mitzugestalten, dass es für alle gut ist. Denn wenn es eurer (neuen) Heimat gut geht, geht es euch auch gut!

Es war ein simpler Missionsauftrag, den Israel hier ausführen sollte. Ein JA zu der Situation. Frieden zu schließen mit der Vergangenheit. Zu entdecken, dass Gott sie zwar gestraft, aber nicht verlassen hat. Er ist auch hier mitten unter ihnen - und sie sollen mit ihm zum Segen für die neuen Herren werden. Das waren nicht zuerst geistliche Worte oder Aufrufe, sich zum Gott Israels zu bekehren, es waren Taten, die auf das Wohl der anderen ausgerichtet waren.

Gott praktisch erleben, das sollten sie ihren neuen Herren vorleben. Weil Gott für eine verlorene Welt ist, sollten sie für diese Welt leben. Nicht wie sie, aber für sie. Der Nebeneffekt: Dann wird es euch auch gut gehen!

So simpel ist das im Prinzip heute noch: Weniger Konzentration auf mich, meine Gemeinde, mein  Ergehen, sondern Ausrichtung auf die, die keinen lebendigen Gott haben. Das geschieht nicht zuerst mit geschliffenen, theologischen Weisheiten, sondern mit gelebter Hilfe, praktischem Zupacken und für den Nachbarn da zu sein.

Wenn Gottes Wort recht hat (was letztlich immer der Fall ist), dann könnte das unseren gesamten Alltag positiv verändern und nebenbei Jesu Liebe praktisch werden lassen. Erfahren wird es nur der, der es ausprobiert. Was hindert uns daran?